Tipp des Monats
Ergebnisoptimierung bei begrenzten OP-Kapazitäten durch Priorisierung des OP-Programms
In diesem Tipp des Monats erfahren Sie, wie Sie durch Einführung eines Regelwerkes für die Verteilung der OP-Kontingente auf die Fachabteilungen Ihre Ergebnissituation wesentlich verbessern können.
Das Problem
In vielen Krankenhäusern ist die Verteilung der OP-Kontingente auf die Fachabteilungen historisch gewachsen, wird selten in Frage gestellt und im Zeitablauf kaum verändert. Frei werdende Kontingente werden in Ermangelung entsprechender Vorgaben so verteilt, dass sich kein Chefarzt der schneidenden Fächer benachteiligt fühlt. Kommt es zu Kontingentkürzungen, etwa weil in Folge fehlenden Personals Säle geschlossen werden, erfolgen Kürzungen häufig nach dem Gießkannenprinzip. Jedem wird etwas weggenommen, damit sich niemand beschwert. Viele Krankenhäuser wissen nicht, dass Sie damit in erheblichem Umfang Geld verschenken.
Der Lösungsansatz
Um bei knapp bemessenen Kapazitäten eine bestmögliche Ergebniswirkung zu bekommen, ist es sinnvoll, klare Prioritäten für die Zuteilung und Anpassung der OP-Kontingente festzulegen. Dabei sind verschiedene Kriterien zu berücksichtigen, unter anderem hinsichtlich der Versorgungssicherheit, der Sicherung von Ausbildungsstandards und strategischer Anforderungen. Innerhalb dieser Rahmenbedingungen sollte dann aber der Ergebnisbeitrag der verschiedenen Eingriffsarten das entscheidende Kriterium für die Zuteilung der Kapazität sein. Eingriffsarten, die negative oder nur leicht positive Ergebnisbeiträge bringen, sind dann zu depriorisieren, wenn sie bei allgemeinen oder temporär auftretenden Kapazitätsengpässen im OP Eingriffe mit deutlich positiven Ergebnisbeiträgen verdrängen. Dabei ist nicht nur der absolute Ergebnisbeitrag des Falles zu berücksichtigen, sondern auch die Zeit, die dieser Eingriff dauert. Ein Eingriff mit negativem Ergebnisbeitrag ist umso schädlicher, je länger er einen OP-Saal blockiert. Ein Eingriff mit positivem Ergebnisbeitrag ist umso interessanter, je weniger er die OP-Kapazität in Anspruch nimmt.
In mehreren Krankenhäusern haben wir inzwischen die transparente Darstellung der zeitbezogenen Ergebnisbeiträge der Eingriffsarten in das Controllingsystem implementiert und die Entwicklung von Regelwerken zur strategischen, taktischen und operativen Anpassung der OP-Kontingente auf die Fachabteilungen angestoßen. Die Betrachtung der Eingriffsarten anstelle der pauschalen Betrachtung des Ergebnisbeitrags der Fachabteilungen führt dabei zu einer höheren Akzeptanz bei den Chefärzten, weil jede Abteilung die Möglichkeit bekommt, innerhalb ihres eigenen Fallspektrums Schwerpunktverschiebungen vorzunehmen und so einen positiven Beitrag zum Gesamtergebnis des Krankenhauses zu leisten. Erst wenn das Potenzial einzelner Fachabteilungen ausgeschöpft ist, sind abteilungsübergreifende Kontingentverschiebungen sinnvoll und können dann auch nachvollziehbar begründet werden.
Der Nutzen
Das Potenzial zur Verbesserung des Ergebnisses bewegt sich bei größeren Häusern im Bereich mehrerer Millionen Euro pro Jahr. Allein in einer einzelnen operierenden Fachabteilung eines von uns betreuten Hauses mit rund 700 Betten belief sich das Potenzial zur Ergebnisverbesserung durch Substitution defizitärer durch profitable Eingriffsbereiche in der Größenordnung von mehr als einer Million Euro jährlich.
Die Empfehlung
Insbesondere bei regelmäßig auftretenden Begrenzungen der OP-Kapazität, z.B. durch Saalschließungen aufgrund von Personalmangel, empfehlen wir die Aufnahme entsprechender Berichte in das regelmäßige Reporting und den Aufbau eines Regelwerkes, mit dem das verantwortliche OP-Management ohne weitere Abstimmungen asymmetrische Kontingentkürzungen vornehmen darf. Das betrifft das Tagesgeschäft bei kurzfristig auftretendem Personalausfall, aber auch unterjährige Kontingentanpassungen, z.B. bei der Zuteilung temporärer Kapazitäten (z.B. während der Urlaubszeit einzelner Operateure). Nicht zuletzt können die Auswertungen auch für strategische Fragestellungen genutzt werden, wie z.B. die Frage des zukünftigen Leistungsportfolios oder die Aufnahme oder Kündigung von Beleg-Operateuren.