Tipp des Monats
Logistische Fach-Expertise bei Campusveränderungen und Neubauten
In diesem Tipp des Monats August erfahren Sie, wie Sie durch die rechtzeitige Einbindung von Logistik-Expertise die Um- oder sogar Neuplanung von laufenden oder bereits abgeschlossenen Planungen für zukünftige Bauvorhaben im Krankenhausbereich vermeiden.
Das Problem
Obwohl die Begleitung von Bauvorhaben von Krankenhäusern auch in unserem Unternehmen nicht Tagesgeschäft ist, mussten wir in den letzten Monaten mehrfach erleben, dass Planungen der Architekten „über den Haufen geworfen“ werden, um einen später reibungsfreien Betrieb der Krankenhaus-Immobilie (sei es ein Bettenhaus, OP-Trakt, Zentrallager usw.) sicherzustellen.
Selbst wenn „Fachplaner“ am Werk sind, stolpert das Betriebskonzept meist noch über folgende Hürden:
- Mengengerüste sind auf Patienten oder Fälle, statt streng auf logistische Einheiten (bewegte Container, wartende Leer-Betten usw.) bezogen
- Mengengerüste sind nicht tageszeitlich ausgewertet: sie enthalten meist zeitlich extreme Peaks mit Belastungen von > 200% zum Durchschnitt
- Sogenannte „Bewegungsflächen“ werden im späteren Betrieb oft mit unerwarteten „Pufferbeständen“ zugestellt
- Rück- und Leertransporte werden nicht ausreichend mitgeplant
- Engpässe „verlagern“ sich bei allen Prozess-Störungen auf „frühere“ Funktionen
- Prozesse zur Bewältigung von Irregularities und kapazitativen Engpässen werden nicht mitgeplant und im Bau entsprechend berücksichtigt
- Ursprünglich „industrielle“ Automatisierungs- und Digitalisierungslösungen werden bei Krankenhaus-Planungen zu wenig berücksichtigt
- Ausfall- und Notfall-Konzepte stellen völlig andere Anforderungen an den (Not-)Betrieb
Und erst in einer zeitlichen Langfristbetrachtung wird überdeutlich, dass…
…die späteren Betriebskosten schnell die vermeintlich höheren Anfangs-Investitionen deutlich übersteigen.
Der Lösungsansatz
Die Lösung besteht leider gerade nicht im üblichen Verfahren, dass Architekten ihre Teams um sogenannte „Krankenhaus-Fachplaner“ verstärken. Diese kennen sich exzellent in gesetzlichen Anforderungen aller Art für bestimmte Funktionen aus, haben aber den realen Betrieb in seinen logistischen Abhängigkeiten, Spezifika und Engpasssituationen selten realistisch vor Augen.
Dazu zählen unter anderem:
1. Berücksichtigen Sie, auf welchen Mengengerüsten die Planungen basieren sollen. Nehmen Sie angemessene Hochrechnungen vor.
2. Haben Sie den späteren Betriebsablauf (wenigstens aber den heutigen!) im Detail im Auge, z.B. indem Sie fragen „Wie sieht der Bereich x morgens um 07:30 Uhr aus, wenn …“.
3. Binden Sie die späteren Nutzer intensiv mit ein, aber seien Sie auf der Hut vor „erhöhten Anforderungen“ an die Zukunft.
4. Fragen Sie bei allen Bau-Planungen „Und was bedeutet das für mein Personal“?
5. Kalkulieren Sie die Abwägungen zwischen wichtigen Invests und späteren Betriebskosten langfristig (20 Jahre sind angemessen!).
6. Machen Sie auf Ausfallrisiken aufmerksam und lassen Sie Ersatzkonzepte ausarbeiten.
Der Nutzen
…ist schlichtweg ein Betrieb, der alle zufriedenstellt, weil er zu jeder Tages- und Jahreszeit reibungslos funktioniert. In unseren Projekten konnten wir für unsere Kunden folgende Nutzen stiften:
- Teure Infrastruktur konnte eingespart werden. Selbst als unsere Einbindung in ein Projekt „zu spät“ erfolgte, konnten die Kosten unnötig geplanter Aufzüge insofern durch uns noch massiv reduziert werden, dass die Schächte einfach leer blieben.
- In einem anderen Projekt musste durch uns ein völlig neues Betriebskonzept (für die Fallwagenversorgung eines neuen OP-Zentrums) erstellt werden, das Umbauten erforderlich machte, die man sich bei guter Planung hätte sparen können.
- In einem dritten Fall wurde der Architekt gleich ganz ausgetauscht und die Planung bei HOAI-Phase 1 neu begonnen. Hier wurden Gelder in Größenordnungen verschwendet und wertvolle Zeit war verloren.
Dagegen bewirkt eine rechtzeitige und expertenbasierte Logistikplanung erhebliche Einsparungen in den späteren Betriebskosten sowie eine spürbar höhere Zufriedenheit von Mitarbeitern und Patienten. Denn auch letztere schauen nicht nur auf ein attraktives Ambiente, sondern auf ihren Aufenthalt „in einem insgesamt angenehmen und reibungsfreien Prozess“.
Konkret können
- die Baukosten um bis zu 5% reduziert werden (bauliche Vereinfachungen verringern zusätzlich die Architektenhonorare),
- die Personalressourcen z.B. um 100te Kilometer Arztwege entlastet werden, sodass in der Summe der Effekte 10-15% geringere Betriebskosten entstehen oder
- die täglichen OP-Auslastungen sich um 5-10 Prozentpunkte erhöhen, weil die Fallwagen nun trotz der „Bausünden“ rechtzeitig zur Verfügung stehen.
Die Empfehlung
Viele Tipps haben wir oben genannt.
Aber ganz wichtig: Hinterfragen Sie proaktiv die Kompetenzen Ihres Architekten und auch seiner „Krankenhaus-Fachplaner“ auf dem Gebiet der Planung Ihrer zukünftigen Krankenhauslogistik.
Oder: Fragen Sie uns, sofern es noch nicht zu spät ist!